Ein Theaterprojekt ertinnert an die Swingjugend
„Swing Kids“ waren Jugendliche aus unterschiedlichen Bildungs- und Sozialmilieus, die in der Zeit des Nationalsozialismus, begeisterte Swing Hörer und Tänzer waren. Ihre Anhänger versuchten sich durch eine Gegenkultur und auffällige, dem anglo-amerikanischen Stil nachempfundene Kleidung abzugrenzen. Sie vermittelten mit ihren, langen Haaren, ihren weiten, karrierten Sakkos und ihrem Freigeist, das Gegenteil von dem, was in der Hitlerjugend propagiert wurde. Obwohl diese Bewegung in erster Linie keine politische war, so stellte sie in den Augen der Nationalsozialisten eine große Gefahr für die „Verwahrlosung“ der Jugend dar. Lebten sie doch all dass, wonach sich viele Jugendliche sehnten. Ihre Geschichte zeigt, wie aus „harmlosen“ swing-begeisterten Jugendlichen Staatsfeinde wurden, die schließlich zur Züchtigung/Umerziehung in Arbeitslager gesteckt oder ohne militärische Ausbildung als Kanonenfutter an die Front geschickt wurden.
An sie erinnert unser Theaterprojekt an der Bertha von Suttner Schule in Stuttgart-Freiberg. Einmal pro Woche haben wir uns für zwei Schulstunden getroffen, um gemeinsam das Theaterstück „Swing Kids“ (von Sabine Bräuning) auf die Bühne zu bringen. Die Proben starteten im März 2022 und gingen bis zu den Aufführungen Mitte Juli 2022. Im Juni und Juli wurden einige Intensivproben mit den Tanzlehrern gemeinsam angeboten, um die Jugendlichen auf die Aufführungen vorzubereiten und sie tiefer in die Theaterarbeit einsteigen zu lassen. Anschließend gab es zwei Aufführungen, wovon eine im Foyer des „Hotel Silber“ und die andere in der Aula der Schule stattgefunden haben. Mit dem interdisziplinären Theaterprojekt „Swing Kids“ wurde für die Schülerinnen Geschichte erlebbar gemacht. Es war uns ein großes Anliegen, im Zuge der vermehrt auftretenden Radikalisierung und Verbreitung von antisemitischem Gedankengut, Aufklärungsarbeit über die NS-Zeit an Schulen zu leisten und die Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten. Aber auch allgemein auf die Gefahr von Radikalisierung jedweder Art aufmerksam zu machen. Da die Schülerinnen auch an einem Nachmittag eine Führung durch die Gedenkstätte „Hotel Silber“ bekommen haben, wurde für sie das geschichtliche Hintergrundwissen zu dem Stück ganzheitlich erlebbar. Sie zeigten großes Interesse an diesem historischen Ort, in dessen Asstellung an die Verfolgung der Cannstatter Swingjugend durch die Gestapo erinnert wird. Und sie empfanden es als sehr berührend gerade hier dieses Stück aufführen zu dürfen. Es löste große Freude in Ihnen und den Zuschauer*innen aus, dass heute (fast 80 Jahre später) an diesem Ort Swing getanzt wurde.
Aufführung im Hotel Silber: 26.07.22 um 16.00 Uhr
Aufführung in der Aula der Berta von Sutttner-Schule: 27.07.22 um 10.00 Uhr
Regie: Susanne Heigl
Tanztraining: Frank Lutz
Trailer: Steffen Kayser