StolperKunst-Ausschreibung 2024

StolperKunst-Ausschreibung 2024

Der Stuttgarter Gemeinderat stellt der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V., dem Träger von StolperKunst, für die Jahre 2024 und 2025 Mittel für die Förderung von StolperKunst-Projekten zur Verfügung.

Ausschreibung:                zwei StolperKunst-Projekte
Fördersumme:                je 6000 – 8000 €
Bewerbungsschluss:       04.03.2024
Umsetzung:                     ca. 1.4.2024 bis 30.11.2024
Thema:                             Widerstand

Eingeladen sind Künstler*innen aller Sparten

Ziel von StolperKunst ist es mit Mitteln der Kunst, Routinen der Erinnerung zu durchbrechen, Erinnerung zu beleben. StolperKunst will einen Beitrag gegen die grassierende Geschichtsvergessenheit leisten.

Mit den rund 1000 Stolpersteinen in fast allen Stuttgarter Stadtteilen sind dramatische Geschichten verknüpft. Viele dieser Geschichten finden Sie auf www.stolpersteine-stuttgart.de. Stolpersteine erinnern vor der Haustür an die Opfer des Nationalsozialismus, an Jüdinnen und Juden, an Sinti und Roma, an Opfer der Krankenmorde, an politisch andersdenkende und Widerstand leistende Menschen, an Deserteure, an homosexuelle Männer, an Zwangsarbeiter*innen und an Zeugen Jehovas. Die Steine sprechen Themen an, die auch heute aktuell sind: Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus, Flucht und Abschottung, politische Verfolgung und Unterdrückung, Widerstand und Hilfe für Verfolgte.

Künstler*innen, die StolperKunst-Projekte entwickeln, holen mit ihren Mitteln die Geschichten, die hinter den Stolpersteinen stehen in die Gegenwart. Ausführliche Informationen zu StolperKunst und den bisherigen Projekten finden Sie auf www.stolperkunst.de.

Thema der Ausschreibung: Widerstand

Die Demokratie steht unter Druck und der Autoritarismus steht bereits vor der Tür. Er wird nicht anklopfen, höflich fragen: Dürfte ich Sie bitte in Ihren Rechten beschränken oder lieber gleich einsperren? Er kommt nicht mit Abrissbirnen, um die Demokratie frontal niederzureißen. Nein, er kommt schleichender, gradueller, effektiver. Professionell.

So wie zuletzt in Polen oder Ungarn und wohlmöglich bald in Ländern wie Italien, Frankreich den Niederlanden oder gar den USA. Eine Partei kommt demokratisch an die Macht. Sie zieht ganz legal an ein paar Hebeln, dreht an ein paar Schrauben nutzt die Gesetze ganz geschickt. Die Verfassung wird gebogen und gedehnt, aber nicht gebrochen. Und dennoch: kurz darauf ist die Gewaltenteilung geschwächt oder aufgehoben und die politische Opposition ausgeschaltet. Auch in Deutschland ist diese Gefahr akut. Ein Beispiel sind die bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen, bei denen der Faschist Björn Höcke eine Sperrminorität erreichen könnte. Jetzt ist die Zeit zu Handeln und sich dieser Entwicklung entgegenzustellen!

Wie gerade in Polen und in Spanien zu sehen, ist es möglich der Rechtsentwicklung entgegenzuwirken und den Trend umzukehren. Es ist eine Zeit, die auch von der Kunst Mut und Klugheit verlangt. Kein Wegducken, kein vorauseilender Gehorsam, kein interessengeleitetes Arrangement.

Die heutige politische und gesellschaftliche Situation ist nicht vergleichbar mit der in der Weimarer Republik, aber „Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt sie zu wiederholen“ (George Santayana). Die Stuttgarter Geschichte bietet zahlreiche Beispiele von Menschen, die sich widersetzen. Die dem Nazi-Regime die Stirn boten. In kleinen Gesten, im Verborgenen oder durch aufsehenerregende Taten. An viele von ihnen erinnern Stolpersteine. Welche Botschaft steckt in diesen Taten der Vergangenheit für unsere heutiges Handeln? Wie kann Kunst diese aufzeigen, herausarbeiten, fühlbar, spürbar, erlebbar machen? Das sind die wesentlichen Fragen an die Künstler*innen, die sich an unserer Ausschreibung beteiligen.

In der Anlage zu dieser Ausschreibung finden Sie – als Inspiration für Ihre Ideen – zahlreiche Hinweise auf Biografien von Menschen, die in Stuttgart Widerstand geleistet haben.

ANFORDERUNGEN AN DIE PROJEKTE

–            Konkreter Bezug zur Stuttgarter NS-Geschichte, entweder mit Bezug zu einzelnen              Schicksalen oder zu übergreifenden Themen.
–            Professionelle künstlerische Qualität des Projektes und der Antragsteller*innen
–            Relevanz in Bezug auf aktuelle gesellschaftliche/politische Entwicklungen
–            Realisierbarkeit des Projektes (realistischer Zeit- und Finanzplan, Angemessenheit  und Plausibilität der Kosten, Bedingungen der Umsetzbarkeit berücksichtigt  (behördliche Genehmigungen o.ä.)
–            Ernsthaftes Interesse der Antragsteller*innen an Kooperation mit StolperKunst und der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V.

VERGABEVERFAHREN:

Der Antrag muss enthalten:

–            die künstlerische Idee

–            die beteiligten Künstler*innen und ihr Hintergrund

–            das Konzept

–            den Zeitplan

–            den Kostenplan

Der Antrag ist zu senden an info@stolperkunst.de

Bis spätestens 04. März 2024 muss Ihr Förderantrag eingegangen sein.Ein Fördergremium wird über die eingereichten Anträge beraten und entscheiden.

Dem Gremium gehören an: die Verantwortlichen des Projekts StolperKunst, Vertreterinnen des Vorstandes der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V., sowie zwei Expert*innen aus Stuttgarter Kulturinstitutionen.

Mit den Künstler*innen wird das Konzept, der Zeit- und der Kostenplan in einer Vereinbarung schriftlich festgehalten.

Der Umsetzungszeitraum endet am 30.11.2024.

Mit allen Fragen können Sie sich gerne über info@stolperkunst.de an uns wenden

StolperKunst ist ein Projekt der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V.

Ansprechpartner für das Projekt: Christian Werner und Harald Stingele

Kontakt über: info@stolperkunst.de

ANLAGE zur StolperKunst-Ausschreibung 2024
Hier finden Sie – als Inspiration für Ihre Ideen – zahlreiche Hinweise auf Biografien von Menschen, die in Stuttgart Widerstand geleistet hatten.

1.
Plakat 2017: Stuttgarterinnen und Stuttgarter widersetzten sich der NS- Diktatur:

Dieses Plakat wurde von der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V. erstellt anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2017 und war Teil einer Ausstellung im Landtag von Baden-Württemberg. (Eine PDF des Plakats kann bei uns angefordert werden. )

2. Eine Liste von Menschen, die sich in Stuttgart der NS-Diktatur widersetzt hatten und für die Stolpersteine verlegt wurden. Der Link hinter den Namen führt zu den biografischen Skizzen auf der Website der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen.: www.stolpersteine-stuttgart.de

Walter Häbich  * Georg Wohlleben * Johannes Schwarz * Jakob Kraus  * Karl Maier * Eugen Grimminger * Jenny Grimminger * Alfred Broghammer  * Frieder Wurm * Gottfried Hermann Wurz * Adolf KlumppElse Himmelheber *Gertrud Lutz * Emil Gärttner * Sofie Klenk * * Emmy Seitz * Theodor Seitz * Helmut „Helle“ HirschLilo Hermann * Theodor DeckerBetty Rosenfeld *  Heinrich Baumann * Adolf GerstGustav StangeRudolf Jehle * Anton Hummler * Max Wagner  * Eugen Wiedmaier * Eugen Spilger  * Karl Rumberger * Erich Strobel * Karl Ruggaber * Elisabeth Schikora * Julius Baumann * Siegfried Fiskus alias Serge Foder * Julius Vohl * Friedrich Wohlfahrt * Karl Dentler *Eugen Prötzel * Julius Wissmann  * Rudolf Welsch * Hermann Welsch * Karl Maier * Helmut Stahl * Hermann Seitz * Herrmann Stettiner

3. In den beiden Stuttgarter Stolpersteinbüchern gibt es mehrere biografische Skizzen zu Stuttgarter*innen, die sich der NS-Diktatur widersetzt hatten:
a. Artikel Im Buch von 2006: Stuttgarter Stolpersteine – Spuren vergessener Nachbarn, Hrsg: Harald Stingele und Die AnStifter: Heinrich Baumann, Adolf Gerst, Jenny Grimminger, Else Himmelheber, Rudolf Jehle, Jakob Kraus, Eugen Spilger
b. Artikel im Buch von 2013: Zehn Jahre Stolpersteine für Stuttgart – Ein bürgerschaftliches Projekt zieht Kreise, Hrsg.: Rainer Redies: Karl Ruggaber, Alfred Broghammer, Herrmann Stettiner, Die Helferinnen und Helfer der Kinderärztin Dr. Marga Wolf.
Außerdem finden sich im Buch zwei Übersichtsartikel zum Widerstand:
-Inge Möller, Facetten des Widerstandes in Zuffenhausen‘
– Werner Schmidt, „Vom Eiernest zum Hasenberg“ – Stolpersteine erinnern an Verfolgung und Widerstand.
Beide Bücher sind in verschiedenen Zweigstellen der Stadtbibliothek verfügbar.
Eine aktualisierte Fassung des Artikels von Werner Schmidt finden Sie auf der Website der Stuttgarter Stolpersteininitiativen, und zwar hier. Auf der Website finden Sie auch den Artikel über Hermann Stettiner, einen Schüler des Friedrich-Eugen Gymnasiums.

4. Eine wichtige Quelle zum Widerstand in Stuttgart und insbesondere zum Widerstandsnetz um die Familie Schlotterbeck  ist das 2019 neu aufgelegte Buch:
 Friedrich Schlotterbeck, Je dunkler die Nacht, Erinnerungen eines deutschen Arbeiters, Schmetterlingsverlag.  Das Buch ist in der Stadtbibliothek verfügbar.
8inen Überblick über die Schlotterbeck-Gruppe gibt der Artikel über Hermann Seitz, für den am 6.11.23 ein Stolperstein verlegt wurde.

5. Im Sammelband ” Mut bewiesen” – Widerstandsbiografien aus dem Südwesten, Herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung, Verlag Kohlhammer 2017, finden  Sie folgende  biografische Skizzen  von Stuttgarter*innen im Widerstand: Fritz Elsas, Liselotte Herrmann, Willi Bleicher, Helle Hirsch, Hans Gasparitsch, Helmut Baumann (Swingjugend)

6. An Friedrich Delekat, Pfarrer der Lukaskirche in Stuttgart-Ost, erinnert ein Artikel „Vier Wochen in Ostheim“. In dem Buch „Der jüdische Frisör“, Silberburgverlag 1992. Delekat hatte – als Teil der sogenannten Pfarrhauskette –  das aus Berlin geflohene jüdische Ehepaar Krakauer versteckt.

7. Jugendwiderstand: Geschichten, die interessant sein könnten für Theaterprojekte mit Jugendlichen:
Alfred Broghammer (Stolpersteinwebsite, Artikel im 2. Stolpersteinbuch)
Hermann Stettiner (Artikel im Stolpersteinbuch von 2013)
„Helle“ Hirsch (Stolpersteinwebsite und Artikel im Buch „Mut bewiesen)
Hans Gasparitsch (Artikel im Buch „Mut bewiesen)
Siegfried Fiskus alias Serge Foder (Stolpersteinwebsite)

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