Komm, schöner Tod

Komm, schöner Tod

Theater La Lune.

Dokumentarisches Theater mit Julianna Herzberg und Jan Uplegger.
Regie Dieter Nelle

Samstag, 30. Juni 32018, 19:00  Uhr
Stadtpalais – Museum für Stuttgart

Ein StolperKunst-Beitrag zur Erinnerungswoche „Schlaf-Kindlein, schlaf“ vom 29. Juni bis 7. Juli 2018 im Stadtpalais – Museum für Stuttgart.
Das vollständige Programm der Erinnerungswoche finden Sie hier: ProgrammBroschüre Schlaf Kindlein Schlaf

Schwäbische Alb – Grafeneck – ein schwarzer Fleck – übersehen und verschwiegen – wie auch die Grauen Busse oder das Verschwinden von kranken und behinderten Menschen im Rauch der Menschenöfen.

Wir fragen unter Verwendung von selbstgeführten Interviews, Theaterszenen-Lyrik und performalen Mitteln: wie konnte es dazu kommen? was ist lebensunwert? damals / heute? in einer gnadenlosen Leistungsgesellschaft, wie verhält es sich mit einer Behinderung bei einer auf Optimierung und Perfektionierung eingestellten Gesellschaft?

Das Theater La Lune ist ein Kulturladen im Stuttgarter Osten, der als Dialograum und sozio-kulturelles Projekt ein Ort der Begegnung für Menschen aller Altersgruppen ist. Julianna Herzberg absolvierte die Hochschule für Musik und Theater Rostock, Schauspielstudium in Avignon,
nach verschiedenen Engagements lebt sie heute als freischaffende Künstlerin in Stuttgart, 2013 gründete sie das Theater La Lune.
Jan Uplegger lebt als Schauspieler und Sprecher in Berlin, Schauspielstudium in Wien und Paris, Engagements in Theatern und Film.
Julianna Herzberg ist Mitglied in der Initiative Stolper-Kunst. Stolper-Kunst greift die Idee der von Gunter Demniggeschaffenen Stolpersteine auf, um sie mit den Mitteln der Kunst zu erweitern.

 

Julianna Herzberg Jan Uplegger

Foto: Julianna Herzberg / Jan Uplegger

Jan berichtet: „Aufgewachsen ist meine Mutter auf der Schwäbischen Alb. Wie ein schwarzer Fleck ist das für sie in unmittelbarer Nähe gelegene Grafeneck. Darüber spricht man nicht, da wollte man nie so genau hinsehen. Ein Schatten fiel aber auf die Dörfer der Umgebung, wenn die grauen Busse anrollten. Das charakteristische Motorengeräusch blieb für unzählige Menschen eine angstbesetzte Erinnerung. Abgeholt wurden Brüder, Schwestern, Onkel, Tanten…
Wie konnte es dazu kommen? Theater La Lune meint: Hinter dem eiskalten, technisierten Morden steht die Angst. Eine Angst, so groß, dass nur eine tödliche Distanz ausreicht, um der bedrohlichen eigenen Schwäche nicht ins Auge sehen zu müssen. Wir wollen versuchen, diese Distanz aufzubrechen durch Texte aus der Begegnung mit Kranken auf Augenhöhe. Und wir wollen mit Interviews und O-Tönen erforschen, wie Menschen heute zu Behinderten, zu den Schwächsten der Gesellschaft stehen. Hat die Politik der „Inklusion“ eine Unbefangenheit im Umgang mit ihnen entwickelt? Oder ist, im Gegenteil, durch pränatale Diagnostik sogar die Erwartung entstanden, dass Behinderte besser gar nicht mehr zur Welt kommen? Was ist „lebensunwertes Leben“ – für eine leistungsorientierte Gesellschaft?

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